Der Elbrus im Kaukasus -
der höchste Berg Europas an der Grenze zu Asien

Grenze Asien - Europa

Der über 1500 km lange Hauptkamm des Kaukasus zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer wird als die geografische Grenze zwischen Europa und Asien gesehen. In vielen Teilen ist diese Grenze auch die politische Grenze zwischen den beiden Erdteilen (Rußland - Georgien).

Einige deutsche Lexika haben nun einen Grenzverlauf durch die Manytsch-Niederung - irgendeine völlig unbestimmbare gekurvte Strecke durch eine riesige Ebene als Grenze bestimmt. Damit stehen sie relativ allein da, weil weltweit (auch in anderen Lexika) der Kaukasuskamm als Grenze betrachtet wird. Ich habe dies mal bei Bertelsmann nachgefragt und sie haben tatsächlich geantwortet:
Zum Verlauf der Grenze zwischen Europa und Asien gibt es in der Tat unterschiedliche Auffassungen. Insbesondere Biologen, Klimatologen und Hydrologen bevorzugen den Kamm des Großen Kaukasus als Grenze. Aus geographischer Sicht hingegen ist Europa lediglich eine Halbinsel Asiens. Die Betrachtung Europas als eigenständigen Kontinent ist vor allem kulturgeschichtlich begründet. Dieser kulturgeschichtliche Aspekt wird von denjenigen aufgegriffen, die die Manytschniederung als Grenze zwischen Europa und Asien betrachten und damit Kaukasien als besonderen Kulturraum aus Europa ausgrenzen. Diese Auffassung [...] wir uns ihr angeschlossen haben. [...]

Nunja, die Geografen, mit denen ich gesprochen habe, betrachten ebenso den Hauptkamm des Gebirges als Grenze, aber da steite ich mich nicht mehr mit Bertelsmann herum. Meiner Ansicht nach hält sich die Fehlinformation (Mont Blanc als höchster Berg) hauptsächlich aus touristisch/kommerziellen Gründen Frankreichs, die einen Haufen Geld verlieren würden, wenn der Streit darum endlich geschlichtet werden würde - höchstwahrscheinlichkeit zu deren Nachteil.

Unter den Bergsteigern und dem Rest der Welt gilt der Elbrus mit 5642 m als der höchste Berg Europas, einer der "Seven Summits" ... (Zum Vergleich: der Mont Blanc als höchster Berg der Alpen ist nur 4808 m hoch).

 

Die Seven Summits sind die jeweils höchsten Berge eines Kontinentes:

Kontinent
Berg
Höhe
Gebirge
Notiz
Asien
Everest
8848 m (29.029 ft)
Himalaja (Nepal, China)
 
Südamerika
Aconcagua
6962 m (22.840 ft)
Anden (Argentinien)
 
Nordamerika
Denali (Mount McKinley)
6195 m (20.320 ft)
Rocky Mountains (Alaska, USA)
 
Afrika
Kilimandjaro
5963 m (19.339 ft)
(Tanzania)
 
Europa
Elbrus
5642 m
Kaukasus (Rußland)
Doppelgipfel, Ostgipfel ist 5621 m hoch, ausgasender Vulkan, daher ist die Luft oben ziemlich schlecht, technisch recht einfach
Antarktis
Vinson Massif
4897 m (16.067 ft)
Ellsworth Range
 
Australien
Mount Kosciuszko
2228 m (7310 ft)
Australien
 
Ozeanien
Carstensz Pyramid
4884 m (16.023 ft)
Indonesien
Wenn man Ozeanien als Kontinent betrachten würde, wäre dieser Berg der höchste.

 

Berginformationen

Fast 1000 Meter höher als die ihn umgebenden Berge dominiert der Elbrus mit einem vergletscherten Doppelgipfel die Landschaft des zentralen Kaukasus. Die beiden Gipfel entstammen unterschiedlichen Vulkanausbrüchen. Der höhere Westgipfel ist älter; der jüngere Ostgipfel mit einem Krater von 250 m Durchmesser weist noch Spuren kürzlicher Vulkanaktivität auf. Die schwache Ausgasung des Vulkans trägt noch zusätzlich zur Verschlechterung der Atemluft bei.
Der gesamte Berg ist mit etwa 145 Quadratkilometern Gletschern übersät, die an einigen Stellen 400 m dick sind. Vom Sattel, der die beiden Gipfel voneinander trennt, erstrecken sich die Hänge (relativ) mäßig hinunter und die Eiszungen enden in vielen wunderschönen Tälern. Die Gletscher sind durch ihre ständige Bewegung sehr verspaltet.
Am Westhang befindet sich eine Art Turm, Kiukiurtliu. Die vertikalen Seiten des Monolithen sind an der südlichen und westlichen Seite mit einem Besteigungsgrad von 5 und 6 ausgewiesen.

Die Höhe, der Luftmangel, die Kälte, der starkte Wind, das sich extrem schnell ändernde Wetter und die freie Lage des Berges erschweren den Aufstieg. Der Berg besitzt aufgrund seiner Lage - freistehend, ungeschützt und 1 km höher als die ihn umgebenden Berge - sein eigenes unberechenbares Mikroklima. Dies alles hielt Bergsteiger Jahrhunderte davon ab, den Gipfel zu erklimmen. Die Erstbesteigung fand 1874 statt (A. W. Moore, F. Gardiner, F. Cruford Grove, Horace Walker, Pete Knubel).

 

Besteigungsinformationen

Die besten Monate für die Besteigung sind Juli und August. Juni und September können auch einige gute Wetterfenster bieten.
Die Normalroute ist ein langer mäßiger Aufstieg, ab ca. 3700 m über Gletscher. Es sind kaum technische Schwierigkeiten vorhanden, wenn man nicht von der Route abweicht. Zu beiden Seiten erstrecken sich riesige Gletscherspalten.
So einfach die Route auch erscheint, ist dafür die Todesrate recht hoch. Allein im Jahr 2004 waren es bis ca. August 34 Fälle. Die Geschichte des Berges ist gespickt mit dem Tod von Gruppen, die entweder beim Abstieg verlorengegangen waren oder in großer Höhe von schlechtem Wetter überrascht wurden. Das Wetter kann von einem Augenblick zum anderen ohne Vorwarnung wechseln und es ist leicht, sich in den ausgedehnten und verspalteten Gletscherfeldern zu verlieren.
Die Route startet in Azau, wo sich der Pfad unter den Liften entlangschlängelt. Die Lifte (zwei Seilbahnen und ein Sessellift) sind stark von Touristen der nördlich liegenden Kurorte frequentiert. Sie können auch eine Hilfe bei der notwendigen Akklimatisation darstellen.
Der Sessellift fährt bis zu den Fässern (Kara-Bashi oder englisch: Barrels) auf 3700m. Mit Steigeisen geht es weiter bis zur Priuthütte, wo man sich einquartieren kann. Auch findet sich dort ein geschützter Zeltplatz in den Ruinen der im August 1998 abgebrannten alten Hütte. Von dort aus ist die Strecke bis etwa 5100 m einsehbar.
Durch eine Art "Autobahn" (von uns so getaufte Teilstrecke) gelangt man zu den Pastuchov-Felsen, die sich bis auf 4800 m erstrecken. Von dort geht es weiter bis auf etwa 5000 m, wo es in einer scharfen Linkskurve 400 lange Höhenmeter über die Traverse bis zum Sattel geht. Aufgrund der Höhe kann die Strecke sehr anstrengend sein. Die Aussicht ist jedoch großartig.
Auf dem Sattel befinden sich die Ruinen einer alten Hütte. Nur noch die Dachkonstruktion schaut aus dem Schnee hervor. Der Weg teilt sich hier - einmal zum Ost- und einmal zum Westgipfel. Der Aufstieg wird steiler und der Schnee ist stark vereist (verharscht). Die restlichen 250 m zum Westgipfel erscheinen recht lang.
Die durchschnittliche Dauer des Aufstieges liegen bei 8-10 Stunden und man rechnet für den Abstieg weitere 4 Stunden hinzu. Notwendige Ausrüstungsgegenstände sind Steigeisen und Teleskopstöcke (wetterbedingt GPS). Zum GPS ist noch zu erwähnen, daß der Besitz desselben zwar legitim ist, aber die Benutzung offiziell verboten (Grenzgebiet!) - zumindest im Jahr 2001. Keiner schert sich jedoch darum - selbst die angetroffenen Soldaten nicht - und die Koordinaten für den Aufstieg kann man im Internet finden. Aufgrund der schnellen Wetterumschwünge ist die Benutzung sicherheitshalber anzuraten. Update (2003): Inzwischen ist die Benutzung von GPS kein Problem mehr, aber da es immer noch Grenzgebiet ist (streng militärisch überwacht), sind Funkgeräte u. ä. verboten.
Ende Frühling/Anfang Sommer wird der Elbrus sehr gern als Skigebiet genutzt.