Warum Lamas? Die Anfänge Zuchtziel

Warum Lamas?

Dies werde ich oft gefragt und jedes Mal weiß ich nicht so ganz genau, wie weitläufig meine Begründung sein soll. Warum Hunde? Warum Katzen? Warum Pferde? Manchmal möchte ich zurückfragen, aber die Neugier der Besucher hat natürlich auch seine Berechtigung - jede Faszination hat ihren Anfang. So auch bei mir.
Ein langer tiefer Blick in die Lamaaugen, ein Griff in die weiche Wolle, die Eleganz und Grazie, mit der das Tier trotz schwerer Packlast dahinschritt, erweckten mein Interesse 1994 in den USA. Und ein paar Wochen später war es um mich geschehen. Die Intelligenz der Tiere gepaart mit Sanftmut, Charakter und Anspruchslosigkeit erfüllte ihre Magie auch bei mir. Zusätzlich liebe ich Wandern und Trekking und die Tiere ermöglichen eine Luxusvariante desselben - man muß sein Gepäck nicht selbst tragen und einen Flurschaden durch Lamas gibt es so gut wie nicht. Sie sind also zusätzlich extrem umweltfreundlich und bereichern allein durch ihre Anwesenheit jede Tour.
In den nächsten Jahren schleppte ich trotzdem noch mein Gepäck kilometerweit selbst in verschiedenen Kontinenten umher. Und bestieg ein paar höhere Berge zwischendurch, bei denen Lamas sowieso nicht mitgekonnt hätten (die Ausrüstung beinhaltete komplette Gletschermontur mit Steigeisen & Co.). Aber mit den Jahren stellte ich immer wieder fest, daß mir das Berge-Hochsteigen nicht ausreicht - ich bin wirklich eher der Trekkingliebhaber. Vorzugsweise Langstreckenwanderungen und Fernwege. Sie sind meine Leidenschaft. Ich werde versuchen, einige davon hier in Europa mit Lamas zu wandern.

Warum noch? Lamas und Alpakas sind ungeheuer vielseitig in ihrer Nutzung und sie einfach nur zu beobachten, ist schon Therapie und Freude zugleich. Da es in den letzten Jahren immer schwieriger wird, große, zur Zucht geeignete Trekkingtiere zu bekommen, wünsche ich mir, daß diese ursprüngliche Art des Nutztieres nicht ausstirbt und noch viele weitere die Freude einer Lamawanderung, bei der die Tiere die Last abnehmen, genießen können. Mein Zuchtziel bleiben große, intelligente, athletische, willige und sanfte Trekkingtiere (Classics bzw. Ccara-Lamas).

Die Anfänge

Angefangen hat alles 1994 in den U.S.A. Dort weilte ich ein Jahr lang in Neuengland und kam dort auch das erste Mal so richtig mit einer Lamazuchtfarm in Kontakt. Sie befand sich etwa eine halbe Meile entfernt und irgendwann lief ich hin und fragte, ob ich voluntärmäßig ab und zu mit aushelfen könnte. Warum? Wie die meisten kannte ich zu dem Zeitpunkt die Tiere auch nur aus Zoo oder Zirkus. Ich sah sie aber ein paar Mal unterwegs und konnte mich der Anziehungskraft der Tiere nicht erwehren. Drei Wochen später stellten sie fest, daß ich ein gutes Händchen für die Tiere habe und in den darauffolgenden Monaten verbrachte ich immer mehr von meiner Freizeit dort (ich arbeitete und ging aufs College ansonsten) und durchlief auch eine - unbeurkundete - Ausbildung als für Lamahaltung und Lamatraining. Auch mehrere tagelange Packtouren unternahm ich als Hilfeleistende.

Und so setzte sich die Idee einer eigenen Lamaherde in meinem Kopf fest. 1996 kaufte ich Inti de Oro - ein wirklich seltener Glückstreffer, da er dem Ideal meines Zuchtzieles und meiner Idee eines Lamas perfekt entsprach. Seine zahlreichen Nachkommen bewiesen die Qualität seiner Gene immer wieder aufs Neue. Zwei Stuten folgten in sehr kurzer Zeit und über die nächsten Jahre vergrößerte sich durch Zukauf und Zucht die Herde immer weiter. Und aus Platz- und Zuchtgründen verkaufte ich auch einen Großteil der Nachzucht.
2009 zogen wir endgültig nach Brandenburg, gleich hinter die Berliner Stadtgrenze, aber noch innerhalb der öffentlichen Verkehrsmittel, wo wir jetzt zusätzlich zu unserer "normalen" Arbeit in der Hauptstadt einen Zucht- und Trekkingbetrieb führen. Größenmäßig können wir bis zu 50-55 Tieren Platz bieten. Derzeitig ist unsere Herde die größte in Ostdeutschland. Und natürlich haben wir auch einige Alpakas zu unserer Herde gesellt.

Zuchtziel

Ich habe mich dafür entschieden, Freizeittiere vor allem für den Trekkingbetrieb zu züchten. Das bedeutet: korrekter Körperbau, große, robuste und gesunde Tiere mit leicht bürstbarem Vlies und nettem und freundlichem Charakter, die auch gern auf Wandertouren gehen. Die Lamas sind vom Typ Classic bis mittel-bewollt, trainiert und auch für Anfänger geeignet. Bevorzugt werden leicht-bewollte Ccara-Lamas, die immer seltener werden.

Warum große Tiere werde ich oft gefragt. Zum einen finde ich sie persönlich schöner - sie wirken elegant und graziös. Zum anderen hat es natürlich praktische Gründe: große Lamas sind meist auch kräftiger und können als ausgewachsene Tiere mehr Gepäck auf ihrem Rücken tragen. Also kann ich auch ruhig noch eine weitere Flasche Wein, eine Schachtel unüblicher Trekking-Delikatessen für einen netten Abend oder schlichtweg eine weitere Unterlage für die Isomatte im Zelt auf eine Wandertour mitnehmen. Zum anderen sind sie weiter vom Boden entfernt und es verhaken sich weniger Äste, Zweige, Untergehölz, Gras, Halme, Kletten, usw. in ihrer Wolle während der Wanderung. Classic-Lamas sind einfacher zu bürsten und sauber zu halten. Außerdem züchten nicht so viele Leute große Lamas und ich möchte nicht, daß es diese ursprüngliche Art zugunsten von kleinen, stark bewollten Lamas, wie sie aktuell oft gefragt sind (ein modischer Trend), irgendwann nicht mehr gibt. Mein bevorzugter - inzwischen immer selten werdender großen Ccara-Typ des Lamas - ist schwieriger beizubehalten. Leider ist Größe bei der Zucht von Lamas ein schwer zu haltender Faktor, während beispielsweise Fasermenge nach ein bis zwei Generationen schon erreicht wird. Wobei natürlich auch die sogenannten Woolies ihren Reiz haben. Und natürlich ist die "Wollausbeute" bei den Classics nicht so hoch, aber wenn ich Wolle möchte, sehe ich mich nach Alpakas, die hauptsächlich ihrer Faser wegen gezüchtet werden, um.
Unter größeren Tieren verstehe ich Widerristhöhe von mindestens 110 cm, unter großen 115 cm, aber bevorzugt 120 cm und größer. Die NACA hat für Ccaras eine Mindesthöhe von 110 cm vorgeschrieben - zusätzlich zu vielen weiteren Faktoren.

Robustheit und Gesundheit verstehen sich von selbst. Auf einer mehrtägigen Trekkingtour sollen die Tiere keine Probleme haben und auch sonst relativ anspruchslos in ihrer Haltung sein.

Korrekter Körperbau ist extrem wichtig, wenn tagelang schwere Lasten von den Tieren ohne Schäden für das Knochengerüst und Sehnen getragen werden sollen. Daher wird die volle Last auch nur von ausgewachsenen Tieren genommen und vorher erfolgen Abstufungen je nach Alter und Lama. In den Anden werden oft schon 50-60 kg auf Tiere geladen, die erst 3 Jahre alt sind. Die Folge davon sind Rückenprobleme. Wenige Tiere werden älter als 10 Jahre. Aufgrund ihrer gebrochenen und kaputten Wirbelsäulen werden sie frühzeitig geschlachtet. Diese Form der Nutzung der Tiere ist in den Anden und bei den Indios durchaus gerechtfertigt und normal, allerdings wird sie von uns persönlich hier in Deutschland praktiziert abgelehnt. Wir züchten keine Nutztiere für das Überleben und den Alltag, sondern Freizeittiere, die uns als freundliche und hilfsbereite Begleiter Freude bringen und so manche vergnügliche Wandertour erleichtern und verschönern. Und auch als Therapiebegleittiere sollen unsere Tiere einsetzbar sein. Daher wird die Last unserer Tiere auf 35-40 kg beschränkt, obwohl sie mehr tragen könnten. Entsprechend konditionierte Lamas tragen 25-30% ihres Körpergewichtes.

Charakter: Lamas sind an sich meist willige und ruhige Tiere, die aufgrund ihrer Neugier und ihres Interesses an der Umwelt die perfekten Weggenossen darstellen. Die Tiere sind intelligent und lernen sehr schnell. Auch rennen sie bei einer augenscheinlichen Gefahr nicht sofort weg, sondern analysieren die Situation nach einem kleinen Sprung. Zuchtziel sind ruhige, friedliche und gut sozialisierte Lamas, die bereits von ihrem angeborenen Charakter her schnell lernen und willig und lastentragend problemlos hinter einem führenden Menschen laufen. Ein gutes Packtier ist u.a. auch in der Lage, an einer langen Leine zu grasen und sich notfalls aus der um die Beine gewickelten Leine selbst zu befreien. Dies erfordert neben dem entsprechenden Training auch einen bestimmten Charakter und Einsicht. Auch als Freizeit- und Therapiebegleittiere sollen sie Freude und Entspannung bringen.

Ein Nutzen als Fleischtiere haben Lamas hier für uns in Deutschland nicht. Ich empfehle zu diesem Zweck einen Gang zum Fleischer, um einheimische Produkte zu kaufen - davon gibt es mehr als genug Auswahl. Wir persönlich züchten nicht für Fleischgewinnung und geben auch keine Tiere für diesen Zweck ab.

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