Wie ich die Sprungkraft von Lamas schätzen lernte

© Anita Selig-Smith, 1994

Es war 1994 in Neuengland in den USA. Ich lernte gerade, wie man mit Lamas umgeht und hatte noch kaum Erfahrung. Es begab sich, daß ich ein ziemlich schreckhaftes und noch untrainiertes Lama daran hindern sollte, durch einen ganz bestimmten Durchgang im Weidezaun zu gehen. Also stellte ich mich brav davor, breitete die Arme aus und das Lama hielt auch ordnungsgemäß vor mir und lief nicht weiter. Bis hierhin verlief alles plangemäß. Meine Aufgabe bestand lediglich darin, so stehenzubleiben.
Der Besitzer des Tieres schlich sich von hinten an das Tier heran und machte dort irgendetwas - keine Ahnung was. Er berührte das Tier und meine Welt bestand auf einmal nur noch aus Lamabauch und langen, langen Beinen. Dann war das Lama weg. Ich hatte keine Zeit gehabt, irgendetwas zu machen, weder meine Hände zu heben, noch mich zu ducken. So stand ich nun ziemlich verdattert vor einem leeren Fleck, auf dem sich Sekunden vorher noch ein Lama befunden hatte.
Hinter mir hörte ich Galopp und als ich mich umdrehte, konnte ich noch das Hinterteil des Tieres um die Ecke biegen sehen. Völlig fassungslos erfaßte mein Gehirn auf einmal das Geschehen. Das Tier war aus dem Stand heraus über mich hinweggesprungen - 1,64 Meter hoch und ohne mich auch nur zu streifen!
Ich habe nie wieder eine derartige Geschichte erlebt und möchte noch für neue Lamabesitzer und die, die es werden wollen, hinzufügen: eine solche Begebenheit ist extrem unwahrscheinlich und wird Ihnen wahrscheinlich nicht passieren. Ich bin bis zum heutigen Tag verblüfft!!! Natürlich können Lamas über niedrige Zäune hinwegspringen - auch über hohe, was sie aber kaum machen. Normalerweise akzeptiert das Lama eine visuelle Barriere, vor allem, wenn es sich um Menschen handelt.

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