Wollfett:
Bei Wollfett (Lanolin) handelt sich um das Sekret von Talgdrüsen. Man nennt es auch Wollwachs. Bei Schafen liegt dieser Wert zumeist zwischen 30 und 40%. Lama- und Alpakavlies besitzt im Vergleich dazu kaum Lanolin - der Gehalt liegt bei 2-5%. Besonders deutlich macht sich dies beim Handverspinnen deutlich: wenn man mit Schafwolle spinnt, fühlen sich die Hände danach wie eingecremt an - dies ist bei Lama und Alpaka nicht der Fall. Durch die glattere Faser "flutscht" der Faden mehr.
Grannenhaare:
Grannenhaare haben eine Schutzfunktion für das Tier gegenüber Witterungsverhältnissen. Sie sind meist ein wenig länger als das Untervlies, glatt, glänzend und gröber (größerer Durchschnitt) als das feine Unterkleid. Man unterscheidet primäre und sekundäre Grannenhaare.
Vor allem bei Ccara-Lamas kann man den Unterschied sehr deutlich in ihrem double-coat sehen. Aufgrund des großen Durchmesserunterschiedes kann man beim Ccara-Vlies die Grannenhaare auch relativ schnell manuell aus dem Untervlies herraussortieren. Bei stärker bewollten Lamas ist dies kaum noch möglich, da diese mehr zu einem einheitlichen Vlies neigen. Zeit und Aufwand der Sortierung stehen dann kaum noch in einem akzeptablen Zusammenhang. Daher am besten den Faserseparator einer Wollmühle bemühen.
Vor allem bei den Lamas bilden diese Faser Schutz vor beispielsweise Regen. Wie bei einem Anorak perlt das Wasser ab und die Fasern darunter bleiben trocken. Das schützt das Tier vor Hyperthermie.
Die Fasern lassen sich kaum färben und schlecht verspinnen und verfilzen, sind jedoch extrem stabil. Die Inkas haben daraus früher sehr reißfeste Seile gedreht und auch die Knoten für die Zählung stammen aus diesen Fasern.
Lama-Unterfaser/Untervlies:
Dies ist der für die Kleidungsherstellung relevante und begehrte Teil der Faser. Je feiner, desto weicher fühlt sich das Endprodukt an. Aufgrund ihrer Oberflächenstruktur ist Lama- und Alpakafaser glatter als beispielsweise Schafwolle. Sie kratzt daher nicht bzw. so gut wie gar nicht - je nachdem, welche Qualität man verarbeitet.
Huacaya-Alpaka
Huacaya-Alpakas werden seit Jahrtausenden als Faserlieferanten gezüchtet. Man bevorzugt besonders die Genetik mit sehr feinem Untervlies und sehr feinen Grannenhaaren. JEDES Huacaya-Alpaka hat Grannenhaare! Aber man ist bemüht, diese so fein wie möglich zu züchten und damit dem Vlies eine einheitliche Struktur zu geben. Manuelle Aussortierung der Grannenhaare beim Alpaka ist nicht nur sehr mühselig, sondern oft unmöglich. Es gibt Wollmühlen (Minimills) mit Faserseparatoren, die ich zu diesem Zweck eher empfehle.
Ein wenig ist das Zuchtziel von aktuellen Trends abhängig. Derzeitig wird ein Vlies besser prämiert, welches fein, homogen und möglichst überall viel Crimp hat. Vor ca. einem Jahrzehnt war hauptsächlich die Menge entscheidend.
Surifaser
Es gibt diese Faservariante sowohl bei Lamas als auch bei Alpakas. Surifaser kann man unter dem Mikroskop unterscheiden, da es eine etwas andere Struktur hat.
Surifaser ist relativ lang. Am Tier bilden die Faser einzelne, in sich gedrehte Locken, die herabhängen. Die Faser glänzt stark und ist auch ein wenig schwerer. Sie besitzt aufgrund der mangelnden Kräuselung der Einzelfaser wenig Elastizität. Als Kleidungsstück wirkt sie sehr edel und fühlt sich seidig kühl an. Wenn man beim Verspinnen ca. 20% Huacaya beimischt, kann man wieder Elastizität in den Stoff hineinbringen.
Meiner Meinung nach sehen die Tiere ein wenig aus, als ob man ihnen einen Eimer Wasser übergekippt und dann eine Dauerwelle verpaßt hat. In der Haltung sollte man aufpassen, da diese Tiere eher zum Frieren neigen. Sie werden meist auch aller 2 Jahre geschoren.
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