Eine der wichtigsten Lektionen, die Lamas oder Alpakas beherrschen sollten, ist: sich einfangen zu lassen.
Es gibt dabei verschiedene Varianten. Diejenige, die letztlich dazu führt, daß man auf einer großen Weide an ein Tier herantreten kann und es einfach so halftert, ist in der Praxis mit viel Training, viel Zeit und Übung verbunden. Die wenigsten Tiere sind derart gut trainiert. Auch ich habe nur sehr wenige Tiere, bei denen dies möglich ist - und auch dann hängt es meist von der Laune des Tieres ab, ob es auch wirklich klappt. Tiere, an die ich sonst herantreten kann, machen einen mißtrauischen Bogen um mich, wenn sie ein Halfter in "ihrer" Farbe in meiner Hand sehen.
In der Praxis hat sich daher bewährt, entweder einen sogenannten Catch-Pen zu haben und/oder das Tier darauf zu trainieren, sich mit einem Seil dorthin bugsieren zu lassen, wo man es problemlos auf der Weide einfangen kann. Letzteres ist meine bevorzugte Methode, die jedoch Halfterführigkeit, Vertrauen und eine gewisse Übung voraussetzt.
Bei noch nicht halfterführigen Tieren empfiehlt es sich, das Tier in eine kleinere, ausbruchssichere Umzäunung zu treiben und dort zu halftern bzw. es erst einmal gründlich zu üben. Ein Catch-Pen ist eine viereckige umzäunte Einfriedung von nicht mehr als 8 oder 9 Quadratmeter. Ein längerer, schmaler Gang (mind. 1,50 m breit) geht aber auch.
Neuweltkameliden sind sehr intelligent und versuchen natürlich, sich dem Einfangen durch immer neue, überraschende Ideen und Manöver zu entziehen. Auch hier hilft nur Wiederholung und Übung. Solange die Tiere keine schlechte Erfahrung sammeln oder Angst vor dem Menschen entwickeln, geht es eigentlich normalerweise relativ gut.
Sehr bewährt hat es sich, dem Tier das Stehenbleiben auf Kommando beizubringen. Das Einfangen geht dadurch schneller und ist mit weniger Streß verbunden.